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„Wir sind ein verrücktes Haus“ - das Haus am Kalkgraben in Rüdersdorf

Bild zum Thema „Wir sind ein verrücktes Haus“ - das Haus am Kalkgraben in Rüdersdorf
Die Idee entstand bereits 2004. Frau Antje Kircheis, Vorsitzende des Seniorenbeirates Rüdersdorf, stellte immer wieder fest, dass es zu wenig geeignete Wohnmöglichkeiten in ihrem Ort gibt und befragte ihre Seniorinnen und Senioren, was sie sich wünschen. Das Ergebnis: „Wir brauchen in Rüdersdorf Betreutes Wohnen - ein Haus, in dem man auch im höheren Alter selbständig leben kann und trotzdem bei Bedarf sofort Hilfe hat.“ 1,5 Zimmer würden reichen für eine Person, aber ein kleines Schlafzimmer und das eigene Bad sind wichtig, so das Ergebnis der Befragung. Das Ziel war also klar. Gemeinsam mit Partnern ging Frau Kircheis auf die Suche nach Investoren für genauso ein Objekt. Mit Holger Thiessen und Joachim Hommel fand sie ihn, und diese Partnerschaft wurde zum großen Erfolg. In einer ehemaligen Gaststätte direkt am Wasser, die 20 Jahre leer stand, befindet sich heute ein lebendiges Haus der Senioren, das „Haus am Kalkgraben“. Von hier aus kann man auf barrierefreien Wegen bis zum Markt laufen, hat die Straßenbahn in der Nähe und kann all das gut erreichen, was man braucht. Es war ein großes Vorhaben, das alte Haus zu sanieren und zu erweitern.
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Jetzt ist daraus ist ein schönes Objekt geworden mit zwei Seiten – von der Straße aus wirkt es preußisch, so wie es früher war. Vom Garten aus wirkt es mediterran – abwechslungsreich und offen. Der Pflegedienst „Pflege-Brücke“ wurde als geeigneter Partner gewonnen. Dieser regionale Pflegedienst hat Räume im Haus, ist jederzeit Tag und Nacht ansprechbar. Die engagierten MitarbeiterInnen sichern die Pflege bei Bedarf, sie sorgen für gutes Mittagessen, Kultur- und Bewegungsangebote und vieles mehr. Ein Hausmeister sorgt für die kleinen Dinge des Lebens, wechselt Glühlampen, mäht den Rasen und sorgt für Ordnung rund ums Haus.
38 Wohnungen in unterschiedlichen Größen und Grundrissen sind entstanden, bei all den Planungen haben die künftigen Bewohner mitgemischt. Frau Kircheis hatte bereits frühzeitig Infoveranstaltungen organisiert, auf denen sich Interessenten zusammenfanden. Sie hatten klare Vorstellungen und viele Ideen, die sie einbringen konnten. „Braucht man eigentlich Türen im Flur oder kann man die weglassen? Wie kommen wir mit dem Rollator überall hin? Wieviel Abstellraum brauchen wir? Das war auch für die Investoren und den Architekten nicht einfach. „Man musste so viel neu bedenken, wenn man für das Alter baut.“ erzählt Herr Rommel. Das war schwierig und langwierig, aber heute ist er sehr stolz auf das Haus. Auch sein Vater ist hier eingezogen, gemeinsam mit den 48 anderen, der älteste Bewohner ist 95.
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Da ist zum Beispiel ein Ehepaar aus Schöneiche, sie hatten ein schönes Haus, aber mit steigendem Alter wurde es ihnen zuviel, schon allein die Abgelegenheit. Sie waren frühzeitig interessiert und es hat ihnen alles zu lange gedauert. „Aber das Warten hat sich gelohnt“, sagen sie heute und fühlen sich sehr wohl. Eine andere begeisterte Bewohnerin hat einen schweren Weg hinter sich. Nach einem Schlaganfall musste sie ins Pflegeheim ziehen, da sie allein nicht mehr wohnen konnte. Mit viel Energie hat sie es geschafft, noch einmal umzuziehen in dieses schöne Haus, in dem sie ihre vielen Interessen weiter ausleben kann in einer guten Gemeinschaft und Hilfe bekommt, wenn sie sie braucht. Man könnte die Beispiele fortsetzen, die Nachfrage ist groß, hier zu wohnen.
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Wenn man nach dem Besonderen dieses Wohnangebotes fragt, gibt es zwei Antworten. Das erste ist die Aktivität der Älteren für das Miteinander, für die Entwicklung und Gestaltung des Hauses. Hier ist viel los und jeder bringt sich ein mit seinen Kompetenzen und Ideen. Das war die Idee von Anfang an – nicht ein Haus, in dem man „nur“ betreut wird, sondern ein Haus, in dem man bis ins hohe Alter aktiv sein kann, in der Gemeinschaft. Der eine ist z.B. der „Hausfotograf“, bearbeitet an seinem Rechner die Fotos und erfüllt dabei auch die Wünsche der anderen. Andere gestalten Lesenachmittage, sie haben eine kleine Bibliothek aufgebaut. Über die Ausgestaltung des Gemeinschaftsraumes, die Gartenanlage und –pflege wird gemeinsam entschieden. Die Tanzabende sind ein Höhepunkt für viele. Gemeinsam machen sie Ausflüge, entwickeln Ideen für Neues.
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Man spürt in der Atmosphäre vor Ort diesen Gemeinschaftssinn, den viele Ältere sich wünschen. Es ist „ihr Haus“ und Antje Kircheis ist die „Seele“ des Ganzen. Das zweite, sehr eng damit verbunden, ist das funktionierende Miteinander von Bauherr, Pflegedienst und den aktiven Senioren. Sie vertreten „ihr Haus“ gemeinsam nach außen und entwickeln es gemeinsam weiter. Das ist beispielhaft und sollte noch mehr Schule machen.

Text: Akademie 2. Lebenshälfte 2015
Fotos: Hans-Peter Schulze; Akademie 2. Lebenshälfte


Eintrag vom 30.11.2015 unter »Praxisbeispiele: Service-Wohnen«
 
 
Ein Projekt des Fördervereins Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V.